Überregionales Diskussionsforum in Bertoldsheim

Am Mittwoch, 25.11.2015, fand das 4. Polder-Diskussionsforum mit dem Thema „Land- und Forstwirtschaft und Hochwasserschäden“ in Bertoldsheim statt.


Die komplette Veranstaltung machte den Eindruck, dass die Anwesenden in der völlig überfüllten Schlossgaststätte in die Irre geführt werden sollen. Die Vorträge zeigten Beispiele aus Überflutungen am Inn 1999 und 2013. Von Schäden durch Polder war keine Rede. Die Rückstände werden aber in den Poldern ebenso gravierende Ausmaße annehmen wie bei den bisherigen Überflutungen, mit dem Unterschied, dass die Schäden in den Poldern vorsätzlich herbeigeführt werden.

H. Schnellhammer vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten in Passau zeigte im ersten Vortrag erschreckende Bilder, wie Felder nach Überflutung aussehen können. Extreme Übersandung von bis zu 5m Dicke. Die meisten Flächen waren mit ca. 30 cm Sand und Schlamm abgedeckt. Es wurde versucht, diese Schicht mit Spezialpflügen oder einer Tieffräse unterzumischen, an einigen Flächen musste der Sand sogar mit LKW abtransportiert werden. Trotz aller Maßnahmen dauert es vermutlich bis zu 10 Jahre, bis der Ertrag wieder auf vorherigem Niveau liegt.

Fr. Müller (Landesanstalt für Landwirtschaft) zeigte auf, dass die Schadstoffkontamination nach einer Überflutung sehr unterschiedliche Folgen haben kann. Während Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) nach ca. 1 Jahr größtenteils abgebaut sind, werden Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Chrom, Quecksilber und Zink nie abgebaut und bleiben für immer im Boden.

Beim Vortrag von Fr. Walter (Landesanstalt für Landwirtschaft) über das Bodenleben nach einer Überflutung sollte suggeriert werden, dass die Bodenorganismen, allen voran die Regenwürmer, keinen Schaden nehmen würden. Ganz im Gegensatz zu der Aussage von Dr. Damm (Uni Karlsruhe) bei der letzten Veranstaltung in Mertingen, der vom Totalverlust dieser Lebewesen nach einigen Tagen unter Wasser sprach.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde brachte H. Birk (Reg.v.Niederbayern) zum Thema Entschädigung eine erschreckende Variante: Wenn eine Fläche nicht mehr hergestellt und damit entschädigt werden kann, wird diese vom Freistaat abgekauft – enteignet!

Dr. Binder von der Bay. Forstverwaltung referierte über die Hochwassertoleranz verschiedener Baumarten. Die Schäden im Wald hängen von den verschiedenen Faktoren ab: Art und Alter der Bäume, Jahreszeit, Höhe, Häufigkeit und Dauer der Überflutung, Fließgeschwindigkeit, Sediment und Schwemmgut. Um den Wald umzubauen und auf das Wasser vorzubereiten kam auch wieder die ökologische Flutung zur Sprache, das hätte eine Flutung mindestens jedes Jahr zur Folge. Damit wäre eine landwirtschaftliche Nutzung unmöglich.

Beim letzten Vortrag ging es um den Flächenbedarf am Beispiel des Polders Riedensheim. Der Polder wird bereits seit Anfang des Jahres gebaut und soll 2019 fertig sein. Er wird ca. 220 ha groß werden. Ein Einlaufbauwerk wird gebaut, das 6 Feder zu je 5m Breite haben wird, um den Polder innerhalb eines Tages zu füllen. Für den Auslauf muss ein bisher verrohrter Bach geöffnet und vergrößert werden, damit der Polder dann innerhalb von 4,5 Tagen wieder entleert werden kann. Dieser Polder wird mit ökologischer Flutung regelmäßig geflutet und dabei in ca. 35 Stunden gefüllt und wieder geleert.

Beim Polder Riedensheim wird gleichzeitig mit dem Bau auch eine (Zwangs)Flurbereinigung durchgeführt. Der Freistaat Bayern hat ca. 65 ha Polderfläche gekauft und tauscht hierbei die Flächen dorthin, wo er sie braucht. Eine solche Flurbereinigung wird es vermutlich auch beim Polder Schwenningen/Tapfheim geben, denn der Flächenbedarf für die Bauwerke und Dämme wird hier noch größer sein als in Riedensheim.

 

Das Fazit dieser 4 „Diskussionsforen“ ist leider ernüchternd. Trotz vieler negativer Folgen hält unsere Staatsregierung und deren Fachbehörden am Plan fest, die Polder zu bauen - ohne Rücksicht auf die Menschen und die Zerstörung ihrer Heimat. Genau so wie  im Statement der Staatsregierung letztes Jahr in Höchstädt „Wir wollen die Polder und wir bauen die Polder“

Diese Diskussionsforen hatten scheinbar nur den Zweck die Bürger zu blenden und mit leeren Aussagen hinzuhalten. Die Fragen wurden nicht weniger und Antworten gab es auch nicht. Wir müssen uns auf einen langen und von Seiten der Politik unfairen Kampf einstellen.

 

Gerhard Kaltner

IG Hochwasserschutz ja, Polder nein

 

Überregionales Diskussionsforum in Mertingen "Flutpolder in Theorie und Praxis"

Am 11.11.2015 haben die österreichischen Mediatoren zum dritten sogenannten Hochwasserdialog nach Mertingen eingeladen.

Bereits auf der Straße vor der alten Brauerei haben viele Poldergegner mit Traktoren, Pferden und vielen Protestschildern ihre deutliche Abneigung und die Bereitschaft zum Widerstand gezeigt.
Drinnen im Saal setzten die Veranstalter wieder alles daran, die betroffenen Landwirte und Grundstücksbesitzer einzulullen und mit falschen Vergleichen in die Irre zu führen. Es wurden Beispiele von Poldern entlang des Oberrheins aufgezeigt, die aber komplett anders funktionieren als die geplanten Polder entlang der Donau. Die Polder am Rhein werden bei ökologischen Flutungen z.T. mehrmals im Jahr geflutet. Das Wasser in diesen Poldern bleibt ständig in Bewegung und die betroffenen Flächen bestehen zu ca. 70% aus Auwald und nur zu ca. 12% aus landwirtschaftlichen Flächen. Das durch die Polder entstehende Grundwasserproblem wird mit riesigen Brunnen gelöst. Dort wird mit Pumpen mit 3x860 PS 21m³/s im Kreis gepumpt. Das Wasser, das durch die Dämme sickert wird unten abgesaugt und oben wieder in die Polder eingeleitet. Die bisher fertiggestellten Polder am Oberrhein zwischen Basel und Bingen haben 1,3 Milliarden Euro gekostet. Zum Unterhalt werden jedes Jahr weitere 300 bis 600tsd Euro benötigt. Eine Mannschaft von 60 Mitarbeitern sorgt ständig für Wartung, Instandhaltung und entfernt den angeschwemmten Müll und Schlamm.
Für die geplanten Polder entlang der Donau wurde ein Einsatz alle ca. 75 Jahre geschätzt, gleichzeitig wurde eingeräumt, dass die Polder auch bei Hochwasser im unteren

Verlauf geöffnet werden und nicht nur wenn am Polder ein 100 jähriges Hochwasser ansteht. Außerdem wurde auch die Probeflutung angesprochen bei der nach der Fertigstellung des Polders bei der nächsten Gelegenheit die Polder geflutet und ausprobiert werden um die bisherigen Computersimulationen mit der Wirklichkeit zu vergleichen. Die ökologischen Auswirkungen wurden durch Dr. Damm aufgezeigt. Er erwartet, dass alle Kleinlebewesen und Bodenorganismen komplett getötet werden. Größere Tiere können z.T. flüchten, doch ich frage mich, wo sollen sie hin? Im Süden ist Wasser, im Westen, Norden und Osten sind Straßen und Wohngebiete. Der bestehende Bewuchs von Grünland und Ackerpflanzen stirbt komplett ab! Gebüsche und Bäume werden größtenteils ebenfalls absterben!
Die Wirkungsweise der Polder am Rhein erörterte Dr. Meuser. Er betonte auch, dass die Wirkung der Polder  mit der Entfernung stark abnimmt. Die Steuerung der Rheinpolder erreicht ca. 70% des theoretischen Ideals, wobei auch schon mal nur 28% erreicht wurden.
Die schwerwiegendste Aussage von Dr.  Meuser war aber: Technisches Versagen muss einkalkuliert werden!

Das heißt, die Polder sind potentiell gefährlich und bei schlechter Steuerung wirkungslos!

 

Die nächste und letzte Veranstaltung in dieser Reihe wird am 25.11.2015 um 10.00 Uhr in Bertoldsheim stattfinden. Dort sollen dann auch die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft aufgezeigt werden.
Für Landwirte und alle anderen Poldergegner ist dieser Termin sehr wichtig!

 

Gerhard Kaltner

IG Hochwasserschutz ja, Polder nein

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