Flutpolder: Es geht auch anders!

    Informationsveranstaltung 22.02.2016

Am Montagabend wurden im brechend vollen Gasthaus Lamm in Schwenningen  Alternativgutachten zu den geplanten Flutpoldern vorgestellt. Das Gutachten von Dr. Mainardy wurde von Johann Häusler MdL von den Freien Wählern in Auftrag gegeben. Der zweite Vortrag war die Masterarbeit von Frau Sarah Schumann von der Hochschule Biberach „Alternativen zum Flutpolder Schwenningen – Tapfheim“.

Nach den Begrüßungsreden von Bgm Schilling (Schwenningen), Bgm Malz (Tapfheim) und den Grußworten der Abgeordneten der Freien Wähler Dr. Leopold Herz und Johann Häusler stellte zuerst Dr, Mainardy vom Büro BGI (Beratende Geoingenieure Würzburg) seine hydrologische Studie zum Staustufenmanagement am bay. Oberlauf der Donau und den Zuflüssen Lech und Iller vor. Nach seinen Erkenntnissen kommen die größten Wassermassen aus dem Alpenraum, deshalb müssen die südlichen Zuflüsse der Donau zuerst betrachtet werden. Durch das rechtzeitige Absenken der Staustufen im Lech, das Ausbaggern der Stauseen und das rechtzeitige Absenken des Forgensees bei Hochwasser um1m ergibt sich ein Rückhaltepotential von 50 Mio m³. Mit besserer Steuerung der Staustufen an Iller und Wertach kommen noch einmal 12 Mio m³ dazu. Somit kommen insgesamt 62 Mio. m³  zusammen. Allein durch dieses Rückhaltepotential könnten viele Polder überflüssig werden, wenn man vergleicht, dass die 4 Polder zwischen Dillingen und Tapfheim gerade mal 36 Mio m³ Fassungsvermögen hätten. Die Staustufen in der Donau sollten ebenfalls ausgebaggert und richtig gesteuert werden. Durch die Renaturierung von ehemaligen Altwasserarmen und Mooren  könnte  weiterer Retensionsraum geschaffen werden. Auch die Leistungsfähigkeit des Riedstroms könnte erhöht werden wenn dafür endlich eine faire Entschädigung gezahlt würde.

Die Schlussfolgerung von Dr. Mainardy war: Flutpolder dürfen erst gebaut werden wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft sind und alle Zuflüsse mit in den Hochwasserschutz mit einbezogen wurden!

Frau Schumann ging zuerst auf die historischen Abflussmengen am Pegel Donauwörth ein. Das größte jemals gemessene Hochwasser in Donauwörth war 1999 und hatte 1340 m³/s, das entspricht einem HQ50. Im Jahr 1845 waren es nur 1290m³/s. Deshalb stellte Frau Schumann die Fragen: Wird es hier jemals ein HQ100 geben? Wird hier wirklich ein Polder benötigt?

Frau Schumann bemängelte an der Studie der TU München, dass dabei mehrere wichtige Belange  außer Acht gelassen wurden. Die Zuflüsse Schmutter und Zusam wurden nicht betrachtet. Das Auslaufbauwerk um den Polder wieder zu entleeren wurde nicht geplant. Das Gelände steigt zur Donau hin an, deshalb wird das Wasser nicht von alleine abfließen.

Nach den Erkenntnissen von Frau Schumann würden die geplanten ökologischen Flutungen im  Polder zu Artensterben im FFH-Gebiet führen. Außerdem wird es zu Schadstoffeintrag auf die Felder und zu Ernteausfall kommen.

Frau Schumann kam zu dem Ergebnis, dass Deichrückverlegung, Rückhaltebecken an den Zuflüssen und gezielte Staustufensteuerung der bessere Hochwasserschutz ist.

Beide Studien stimmen weiter überein:

Hochwasser muss bereits an den Zuflüssen zurückgehalten werden. Weitere Untersuchungen der Nebenflüsse sind nötig.

Die Staustufen müssen mit in den Hochwasserschutz einbezogen werden.

Die Studie der TU-München ist unvollständig und ihr wird zu viel Bedeutung beigemessen.
Die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen muss erhalten bleiben.
Ein Grundwassermodell ist dringend nötig.

Mit der anschließenden Podiumsdiskussion und den Fragen aus dem Publikum ging der sehr informative Abend zu Ende.

 

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